June 16-18: Malakka oder Wie man eine Erkältung auskuriert...

Trotz triefender Nase und kaum vorhandener Stimme bin ich um 6.30 aufgestanden, um –bezahlt ist bezahlt- mit dem Bus nach Malakka zu fahren, einer kleinen Stadt irgendwo zwischen Singapore und Kuala Lumpur.
Die Stadt ist immer noch berühmt, zumindest ihr Name, denn die Straße von Malakka ist –auch heute - eine der berüchtigsten Seerouten, wo es sogar (moderne) Piraten gibt....

Mit dem Bus soll man angeblich nur 4h dorthin brauchen, wir haben inkl. Verspätung 7.30 h gebraucht! Liegt vielleicht auch daran, dass gerade Schulferien in Singapur waren und die Grenze derart voll war, dass wir allein für das Warten vor der Grenze und die Passkontrolle (ach, wie schön schnell geht es doch in Europa) mindestens 2 Stunden gebraucht haben.

Kaum waren wir mit dem Bus in Malaysia, kam der Busfahrer auf die gute Idee, die Klimaanlage etwas wärmer zu stellen – so dass ich wenigstens einen von 2 Pullovern und die dicken Socken ausziehen konnte ....
Um so schöner, aus dem bus zu steigen, und die warme sonne zu genießen! und im nächsten Augenblick vor den herannahenden Autos zur Seite zu springen ; sowas wie in der Spur fahren scheint es dort nicht zu geben.... herrlich, eine nette chaotische Abwechslung zu Singapur.

Nach der Ankunft bin ich sofort in die Jugendherberge, eine der schäbigsten Kaschemmen, die ich jemals gesehen habe und dazu noch in so einer Art Rotlichtviertel gelegen... Was soll’s – bei 4€ pro Nacht? Einzelzimmer hatten sie keine mehr, dafür einen Schlafsaal mit nichtfunktionierender Klimaanlage (versteht sich von selbst , dass das vorher keiner gesagt hat ;-), den ich dafür ganz für mich hatte.

Wissend, dass mir noch weniger als 24 Stunden bis zur Rückfahrt bleiben würden, bin ich sofort in Zentrum aufgebrochen:
Malakka war ursprünglich portugiesisch, dann holländisch (oder umgekehrt) und zum schluss englisch, hat aber auh eine große chinesische gemeinde, die zwar weitgehend assimiliert sind, aber sich doch einiges an eigentständiger Kultur bewahrt hat.

Demzufolge ist Malakka auch eher eine westlch-chinesische Stadt, klein und übersichtlich und gut zu Fuß zu entdecken.... Es gibt auch jede Menge bunte Trishaws mit wilder Musik – sehen ziemlich hippiemäßig aus.

Schön fand ich den Berg, auf dem noch die Reste einer alten portugiesischen Kirche stehen, die dann holländisch wurde und zum Schluss von den Engländern fast dem Erdboden gleichgemacht wurde.... Siehe Fotos (mehr in der Gallery)....


Chinatown ist –im Gegensatz zu anderen asiatischen Städten- so richtig gemütlich zum schlendern, wie immer stehen hindutempel, moscheen und chinesische tempel friedlich nebeneinander... abends bauen die ganzen straßenhändler ihre stände auf: von ananastörtchen über silberketten bieten die so ziemlich alles feil... Auf der Suche nah einem schönen Hemd habe ich dann einen belgier getroffen, der widerum bei der UNEP in Nairobi arbeitet.
Nach einer kurzen Unterhaltung hatte er mich davon überzeugt, ins portugiesische Viertel zu fahren, wo es angeblich noch einige Nachfahren der ersten Siedler geben soll, die noch immer (Alt-)Portugiesisch sprechen...
Um es kurz zu machen, es gab dort- trotz anderslautender Speisekarte- weder portugiesisches Essen noch irgendwelche Portugiesen....Wir haben uns dann mit echten, absolut nicht-portugiesischen Muscheln begnügt, uns unterhalten und Fußball geguckt: Portugal gegen Iran oder so.... ist doch auch was....

Irgendwann gegen 11 fiel mir meine Erkältung wieder ein und wir sind wieder zurück ins Zentrum , wo ich in meiner shönen Kaschemme eine tolle heiße Nacht verbracht habe. Aus irgendwelchen Gründen war die Hitze aber wohl ganz gesund für mich, so dass ich regelrecht erholt aufgewacht bin.

Die letzten paar Stunden in Malakka habe ich dann einen Tipp aus meinem Reiseführer verfolgt: Wah Aik, ein traditioneller chinesicher Schuhmacher, der shcon seit Generationen chinesische Schuhe handbestickt....
Das Paar kostet ab 600 ringit aufwärts, das sind so ca. 150€ ... also eher nichts für mein budget... aber ein kleines erinnerungsfoto war das ganze mir schon wert.

Als Ausstellungsstücke hat er auch winzige, fast antike Schuhe in seinem Laden ... nicht für Kinder... sondern für reiche Chinesinnen, die sich als Kinder die Füße haben zusammen binden lassen –schluck, würg- sieht wirklich eklich aus. Die Praxis wurde 1911 verboten, aber einige der chinesinnen mit verkrüppelten füßen leben wohl noch (nein, damit kann man nicht mehr laufen... deswegen konnten es auh nur die reicheren chinesen machen).

Eine meiner Kolleginen hatte mir ein sehr gutes malayisch-chinesisches Restaurant empfohlen, wo ich meine Reise auch kulinarisch schön beschließen wollte.
Das Restaurant ist ziemlich beliebt, so dass natürlich alle Tische besetzt waren. Also setzte ich mich an einen Tisch, wo schon 3 Leute saßen... Leider hatte mir meine Kollegin nicht verraten, was man am besten essen sollte und die Karte half mir auch nicht so weiter. Daher frage ich meine Tischnachbarn, was sie mir empfehlen könnten und erhielt die simple Antwort: „alles“.
„Aber ich kann doch nicht alles bestellen!“
„Stimmt... Wie wärs denn, wenn du bei uns mit isst, wir schaffen sowieso nicht alles“

Und so kam es, dass ich mit 3 chinesich-stämmigen Malayen römisch-katholischen glaubens Hühnchen, Fisch, leckeres Gemüse und Kokosreis aß und wir uns über Gott (Religion in Deutschland) und die Welt unterhielten....
Als ich dem Mann ,der mit seiner Ehefrau und seiner Mutter gekommen war, meinen Teil der Rechnung in die Hand drücken wollte, wurde ich mit einem „God bless you“ abgeschmettert....Unglaublich nett! (naja, auch ein bisschen beschämend)
Witzig fand ich, dass der Anlass des Restaurantsbesuchs der Vatertag, der an dem Wochenende gefeiert wurde, war. Deswegen war das Paar auch nach Malakka gekommen. Nur fühlte sich der Vater wohl nicht so wohl, und so wurde sein Ehrentag ohne ihn in einem der besten Nonya-Restaurants gefeiert – ob ich wohl ein guter Ersatz war....? Seht selbst...

Also, trotz Erkältung ein schönes Wochenende, gesund bin ich geworden, aber so richtig zum Entspannen bin ich noch nicht gekommen
edegaru - 1. Jul, 09:12

Gesund

hast Du versucht Dich nach traditioneller chinesischer medizin auzukurieren ?
Sehr spannend ist das restaurant "The Imperial Herbal" es ist interessant allerdings für europäer etwas gewöhnungsbedürftig ....

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